Auf diesen Teil des Autorinnenlebens habe ich mich sehr gefreut: Die Lesungen. Ich liebe es, vorzulesen. Privat darf ich das nicht mehr so oft, seit Lieblingstochter selbst lesen kann – und das ist inzwischen schon ziemlich lange her. Und jetzt , wo es so weit ist, und ich tatsächlich Termine habe, an denen ich vorlesen darf, genieße ich jeden einzelnen Leseabend. Vorher bin ich immer ein wenig nervös, aber sogar diesen leichten Kloß im Hals, diese ganz besondere Aufregung, finde ich toll. Zumal ich bei weitem nicht so nervös bin wiefrüher, wenn ich zum Beispiel Matineen moderieren musste. Ich hab ja meinen Text, und der ist gut, davon gehe ich einfach mal aus. Das macht mich sicher.

Moderatorinnen und Moderatoren, so weiß ich inzwischen, sind sehr unterscheidlich. Nicht alle fand ich gut, aber wenn sie gut sind, dann verbessern sie eine Lesung unglaublich. Da werden Fragen gestellt, die auch für mich neu sind, da „verrate“ ich dann Dinge, die ich von selbst nie gesagt hätte. Aber ich habe noch keine Strategie, was ich tun kann, wenn ich merke, dass die Moderation nicht gut vorbereitet ist oder wenn sie das Gespräch in eine Richtung lenkt, die weder dem Buch noch dem Abend förderlich ist. Aber das lerne ich auch noch. Bekomme ja hoffentlich noch ein paarmal die Gelegenheit. Wobei – noch lieber ist es mir, ich muss es nicht lernen, weil ich künftig einfach nur noch auf Moderator*innen treffe, die das Buch gelesen haben, aufmerksam und empathisch sind.

Wenn ich alleine bin, muss ich aufpassen, dass es frisch bleibt, dass ich jedesmal wieder den Text so lese, als sei er mir neu. Es hilft, immer mal ein bisschen die Lesestellen abzuwechseln. Dagegen spricht, dass meine Lieblingslesestellen zusammen einen guten Eindruck vom Buch und von der Persönlichkeit Stephanie Hollensteins geben. Dennoch, jedesmal wird neu vorbereitet und neu überlegt, was genau für diesen Veranstaltungsort richtig ist. Kennt man dort, wo ich lese, Stephanie Hollenstein? Hat der Abend ein Thema? Gibt es Wünsche vom Veranstaltungsort? Manchmal kann ich mit einem Beamer Werke von der Hollenstein zeigen, das ist dann immer besonders schön – und beeinflusst auch die Textstellen.

Heute Abend lese ich in Feldkirch in Vorarlberg, da bin ich eine von zwei Lesenden. Diese Situation hatte ich schon einmal. Beim ersten Mal habe ich weniger Stellen, die dafür in voller Länge gelesen. Ich fand, das hat nicht so gut funktioniert, zu viel blieb ungesagt. Heute probiere ich es anders: Ähnliche Stellen wie gewohnt, drastisch eingekürzt. Ich bin gespannt, leicht nervös und ich glaube, das ist genau richtig so.

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