Ich wusste noch fast nichts über Stephanie Hollenstein, aber in meiner grenzenlosen Naivität habe ich schon im Dezember 2018 einfach mal angefangen zu schreiben. Und habe diesen allerersten Anfang jetzt beim Aussortieren meiner Unterlagen wiedergefunden.

Ich finde den ersten Satz noch heute wunderbar, mag die Direktheit, weiß aber auch sehr genau, warum ich mich später dagegen entschieden habe, aus Stephanies Perspektive zu schreiben. Ich brauchte die etwas größere Distanz, wollte keine Abrechnung einer Person, die sich falsch behandelt fühlt, sondern den immer noch liebevollen Blick ihrer langjährigen Freundin, die Stephanie Hollenstein trotz alledem immer noch mochte. Nur so konnte ich mich über so lange Zeit in eine Person hineinversetzen, die in ihrem Leben einen Weg eingeschlagen hat, den ich für so grundlegend falsch halte. Ich habe beim Schreiben immer durch Franziskas Augen auf Stephanie geschaut. Deshalb gibt es heute den Prolog, gibt es die Bildbeschreibungen aus der Sicht von Franziska, der langjährigen Geliebten von Stephanie Hollenstein. Franziska ermöglichte mir, die Bilder von Stephanie aus Laiensicht zu beschreiben. Auch Franziska war keine Kunsthistorikerin, sie konnte – genauso wie ich – das Werk von Stephanie Hollenstein nicht künstlerisch einordnen. Es hat sie auch nicht interessiert, sie wollte den Menschen Stephanie Hollenstein beschreiben, ihr Ringen um einen eigenen Weg, auch ihr Scheitern.

Und hier ist er jetzt, der Anfang vor dem Anfang:

Ihr müsst mich nicht mögen. 

Deshalb schreibe ich das hier nicht auf. Vermutlich werden  meine Schwestern Frieda und Anna es aber lesen und auch Franziska und vielleicht sogar Lilly, die Anhängliche. Sie werden enttäuscht sein von mir, so wie ich es bin. Aber es ist zu spät, zu versuchen, zu gefallen. Ich war schon immer anders. Das scheint mein Schicksal zu sein. Ich passe in keine Raster, lasse mich nicht einordnen. Damals nicht und heute schon gleich gar nicht, auch wenn es immer wieder alle versuchen. 

Ich schreibe, weil ich verstehen möchte, mich verstehen möchte. Ihr seid mir egal. 

Ich fange beim Anfang an, das erscheint mir am Sinnvollsten. Aber ich will nicht ausschließen, dass ich manchmal in der Zeit ein wenig springen werde, vorwärts und rückwärts. Denn manches erklärt sich erst im Nachhinein.

Was meint ihr, wäre es besser gewesen, ich wäre bei dieser Version geblieben? Schreibt mir gerne eine Nachricht.

Foto: Historisches Archiv Lustenau, Fotosammlung, StHo 13/14, Foto: unbekannt

Das könnte Sie auch interessieren

Triathlon kennt ihr, oder? 3,8 km Schwimmen, 180 km Radeln und dann noch einen Marathon laufen – das ist die Ironman-distanz. Vollkommen wahnsinnig in meinen Augen. Dabei schwimme und radle ich wahnsinnig gerne, laufen ist nicht so ganz meins. Es gibt beim Triathlon auch kürzere Distanzen, der Sohn meines Schweizers

„Die Suche nach der eigenen Farbe“ ist im Buchhandel. Was für ein großartiges Gefühl, ich halte mein erstes eigenes Buch in den Händen. Es ist dicker als ich dachte, es fühlt sich gut an in der Hand, ich mag das Cover. Der Inneneinband ist rot, meine Lieblingsfarbe, die Farbe, die